Die streßfreie Schlachtung:
Grundsätzlich kann man feststellen, daß es den Vorgängen rund um das Schlachten und dem Schlachtvorgang selbst vorbehalten ist, aus dem Muskel eines Tieres Fleisch entstehen zu lassen (durch den Ablauf biochemische Vorgänge).
Die einzelnen Nutztierarten reagieren unterschlielich auf Streß und Angst:
Schweine:
Schweine sind sehr sensibel, das heißt sie reagieren
auf jede kleinste Veränderung in ihrem Umfeld. Deshalb erleiden sie
in Streßsituationen auch leicht einen Herzinfakt, oft reichen dafür
schon die ruckartigen Bewegungen während eines Transportes aus. Wenn
das Tier nach einer Streßbelastung beruhigt wird, (z.B. mit Wasserberieselung)
baut es in einem kurzen Zeitraum ( ca. 6 - 12 Stunden ) den Streß
und die Angst wieder ab, wodurch der negative Einfluß auf die Qualität
des entstehenden Fleisches stark reduziert wird.
Rinder:
Rinder sind kurzfristig nicht so empfindlich, wenn sie aber gestreßt werden, beruhigen sie sich sehr lange nicht. Rinder sind Herdentiere und es liegt in ihrer Natur, wenn sie mit fremden Tieren zusammengesperrt werden, die Rangordnung innerhalb der "Herde" neu auszufechten.
Bei Tieren, die in ihrem Leben noch niemals angehängt
waren, stellt das Anbinden bereits den ersten Streßfaktor dar. Sollten
sich nun auch noch fremde Menschen in unmittelbarer Nähe aufhalten,
kommt es zu einer weiteren Beunruhigung. Die meist steilen und rutschigen
Bordwandtreppen zu den Tiertransportern sind oft ein beinahe unüberwindbares
Hindernis und befinden sich im LKW auch noch andere, fremde Tiere
so kommt es zu einer weiteren Belastung, da die Tiere die Rangordnung ausfechten
möchten, aber nicht können, da sie angebunden sind.
Auswirkungen des Stresses auf die Fleischqualität:
Rinder wollen aus einem Szenario wie dem oben genannten
flüchten bzw. sehen sich veranlaßt, sich gegen andere Tiere
zur Wehr zu setzen. In einer solchen Angst- bzw. Streßsituation setzt
das Gehirn das Hormon Adrenalin frei. Dadurch wird in den Muskelzellen,
die dort gespeicherte Glukose (Fleischzucker) in Energie umgewandelt. Diese
bereitgestellte Energie wird aber nicht verbraucht, da die Rinder wie erwähnt
angebunden sind, sondern wird im Fleisch abgelagert, wodurch es zu
einer Übersäuerung (PH - Wert) des Fleisches kommt.
Wie soll nun die streßfreie oder liebliche Schlachtung aussehen:
Eine fremde Person sollte niemals den Stall betreten und so Unruhe unter die Tiere bringen. Der Bauer sollte das Tier bis zur Stalltüre führen, dort wird es mit einem Leckerbissen (Heu oder Kleie) ruhiggestellt, danach wird es betäubt, ohne etwas zu bemerken. Das Tier ist also nicht verängstigt und angespannt und "entblutet" dadurch viel besser. Weiters ist dadurch gewährleistet, daß noch genügend Energiereserve (Glykogen) in der Muskulatur vorhanden ist, das zu Milchsäure abgebaut wird und somit eine Übersäuerung bewirkt. Der PH-Wert senkt sich dabei innerhalb weniger Stunden nach der Schlachtung von 7 auf 5,6. Die Absenkung wird durch die aus dem Glykogen gebildete Milchsäure verursacht. Diese PH-Wertabsenkung ist aus Gründen der Haltbarkeit und Schmackhaftigkeit des Fleisches erwünscht.
Wenn das Fleisch jedoch durch Streßbelastung übersäuert
ist, so wird es leimig und dunkel, hat einen faden Geschmack und verringerte
Haltbarkeit.